Das Kerzenlicht macht den Emmaus-Saal noch wärmer und gemütlicher als er ohnehin schon ist. Langsam finden sich die Chormitglieder ein. “Haben wir heute keine Probe?”, fragen sie erstaunt beim Anblick des mit Plätzchen, Kuchen, Äpfeln, heißem Tee und kalten Getränken liebevoll gedeckten Tisches.
Ja, im Advent und insbesondere am Nikolaustag darf alles etwas anders ein. Die Probe beginnt. Der Emmaus-Saal wird mit adventlichen Klängen erfüllt. Warm erklingen die Töne des alten Chorals “O Heiland reiß die Himmel auf” und mit Sehnsucht erfüllt das “Veni, veni Emmanuel”, das auf eine Paraphrase von fünf der sieben O-Antiphonen zurückgeht. Das Flackern der Kerzen scheint munterer, als den Raum die ersten Töne des Weihnachtsliedes “In Bethlehem heut'” erfüllen.
In den Augen der Sängerinnen flammt die Vorfreude auf das bevorstehende Weihnachtsfest auf. Es tut gut in dieser Gemeinschaft, singend, dem Fest der Geburt Jesu entgegen zu gehen.
Der ausgesprochen quirlige und gehorsame Knecht erledigte seine rbeit mit großem Fleiß und erlaubte sich so manchen Scherz mit unseren Sängerinnen, die er jedoch alle mit einem kleinen Geschänkchen beglückte.
Zusammen mit dem Bischof Nikolaus, seinem Knecht und allen Sängerinnen von Maranatha endete diese außergewöhnliche Probe in einer fröhlichen Stimmung am Buffet beim Kerzenlicht, guten Gesprächen, erheiterten Herzen und tiefer Dankbarkeit.
Schnell vergeht die Zeit an den Abenden, wenn Maranatha probt. An diesem Donnerstag scheint es noch schneller zu geschehen. Gerade noch in die ruhigen und schlichten Weisen des wunderbaren Wiegenliedes “Luleise Jesulein” eingetaucht, wird schon das besinnliche Singen durch heftiges Klopfen an die Fensterscheiben unterbrochen. Erschrocken wandern die Blicke in Richtung Fenster… Da steht er: prächtig gekleidet mit einem wunderschönen Bischofsgewand und einer schnellweißen Mitra. Müde scheint er sich Halt an seinem schweren Bischofsstab zu verschaffen. Der Bischof Nikolaus ist da. Schnell öffnen sich die Türen und er tritt hinein empfangen durch ein spontan angestimmtes “Lasst und froh und munter sein”. Hinter ihm, beladen mit einem schweren Sack, schleicht sich sein Knecht in die Mitte des Raumes ein. Ehrwürdig holt der Bischof Nikolaus sein schweres Buch hervor, in dem wohl einiges über die Sängerinnen des Chores Maranatha geschrieben steht. Für eine jede hat er viele Worte des Lobes übrig, rügt und weist zurecht dort, wo scheinbar Worte der Ermahnung vonnöten sind. Verschmitzt versprechen die Soprane keine “Blitzblicke” in Richtung der Bässe zu schicken, wenn diese zu sehr “brummen”. Theatralisch ehrfürchtig sagen die Altistinnen zu, lauter zu singen und mehr aus sich herauszugehen und alle geloben, weiterhin im Dienste des Herrn, treu zu üben und zu proben.