“Mit meinem Gott sing und spring ich über Mauern“ – Probenwochenende mit dem Chor „Maranatha“ in Ilbenstadt

Was hat die Deutsche Fußballnationalmannschaft mit unserem Wackernheimer Kirchenchor „Maranatha“ gemeinsam? Sie wissen es nicht? Gerne klären wir Sie auf: Die „Mannschaft“ besteht natürlich im Gegensatz zu den vielen ehrenamtlichen Sängerinnen und Sänger aus unanständig hoch bezahlten Berufsfußballern; deswegen hinkt der Vergleich auch etwas, so ganz neu ist er sicher auch nicht, aber beide Gemeinschaften arbeiten ohne jeden Zweifel hart am gemeinsamen Ziel, jeder (und jede) bringt seine/ihre Fähigkeiten mit hohem Engagement ein, man bemüht sich intensiv und erfolgreich darum, sich „noch professioneller“ zu entwickeln. In beiden Gruppen entscheidend aber bleibt, dass mit einer guten Disziplin immer an einem Strang gezogen wird und es allen um die gute Sache geht! Es wird – da wie dort – eine intensive Nachwuchsarbeit betrieben, die die „Youngster“ geschickt integriert, denn bei unserem Chor gibt es ein gutes Miteinander der Generationen von ganz Jung bis Junggeblieben. Von der allerorts beklagten Überalterung der Chöre (es geht bei uns von vier bis achtzig Jahren!) oder gar Männermangel (es können bis fünfzehn Bässe und Tenöre aufgeboten werden) kann also bei uns überhaupt keine Rede sein ! Alles das ist – hüben wie drüben – nur mit einer kompetenten Mannschaftsleitung möglich, in Wackernheim wissen die sich mit höchstem persönlichen Einsatz einbringende Chorleiterin Susanne Pietruschka und ihr Team um Rüdiger Schmidt, diesmal verstärkt um Regionalkantor Alexander Müller, immer genau, wann sie was und wie tun!

Vor allem ist das Training wichtig, vor wichtigen Ereignissen zieht man sich zum intensiven Üben und zur Verbesserung des Gemeinschaftsgefühls in ein Trainingslager zurück. Die große Chorgemeinschaft „Maranatha“ hatte sich also vom 17. – 19. November 2017 mit Kind und Kegel und über sechzig Personen! zum jährlichen Probenwochenende nach Niddatal-Ilbenstadt in das – recht einsam gelegene – Bildungshaus St.Gottfried aufgemacht. Dort fanden sich beste Möglichkeiten, mit guter Übernachtungskapazität für über 100 Personen und einer Vielzahl von Räumen mit bester Akkustik und Klavier, eignete sich Haus ganz besonders für unseren Chor, wegen der Weitläufigkeit und der vielen kreativen Möglichkeiten ist es für Gruppen mit Kindern und Jugendlichen sehr reizvoll. Das Bildungshaus des Bistums Mainz hat uns alles, was zur Durchführung einer Tagung notwendig ist, geboten, nicht zuletzt Hauskapelle und Andachtsraum, die schon am Freitag nach der Anreise zur Einstimmung zu einem besinnlichen gemeinsamen Abendlob genutzt wurden. Zuvor war gleich von Anfang an Üben angesagt, es ging direkt von der Autobahn ins Training, das -und wir sollten es an dieser Stelle deutlich festhalten ! – nicht nur von Gemeinschaft und Menschlichkeit geprägt, sondern ganz klar auch von dem Motto “Fördern durch Fordern“ gekennzeichnet war.

Anderenorts heißt es dazu auch von höchst wissenschaftlicher Seite: „ Beim Singen modulieren wir unsere Stimme, nutzen ein breiteres Tonspektrum als sonst beim Sprechen, formen Melodien…Das gemeinsame Singen als Gemeinschaftswerk fördert eine Verbindung zwischen den Menschen, die körperlich und seelisch erfahrbar ist, denn Menschen mögen das Gefühl, mit anderen verbunden zu sein. Das gemeinsame Singen lässt uns Anerkennung erfahren, denn jede Stimme ist wichtig!“Rüdiger Schmidt ergänzt: „Häufig wird Chormusik angeboten, die einfach nur belanglos ist und die unterfordert. Gerade die jungen Leute erfahren dann gar nicht, was in ihnen steckt…“Liebe Leserin, lieber Leser, wollen Sie sich vielleicht hier schon inspirieren lassen und mitmachen?

Insgesamt wurden in Ilbenstadt etwa vierzehn (!) Stunden intensivster Probenarbeit durchgeführt, was manche Stimme an die Belastungsgrenze geführt hatte, denn schließlich wurden ja auch bei der Hl. Messe am Samstag Abend eigene Lieder des Chores gesungen. In diesem Gottesdienst ging es ausführlich um die verschiedenen Gaben und Talente; das Thema des Evangeliums passte gut, denn unseren Chorleitern ist es schließlich besonders wichtig, die unterschiedlich ausgeprägten individuellen (gesanglichen) Möglichkeiten und Fähigkeiten für die gemeinsame Chorarbeit nutzbar zu machen. Hierbei zeichnet sich insbesondere Rüdiger Schmidt aus, dem es, neben seinen zahlreichen genau auf Maranatha zugeschnittenen Arrangements und Kompositionen, immer wieder gelingt, aus allen das Beste herauszuholen. Also: Ein vorher bereits von Frau Pietruschka mit Bedacht ausgesuchtes und mit uns eingeübtes Stück wird mit Rüdiger Schmidt so lange geprobt, bis er mit allen Stimmlagen zufrieden ist. Dabei überfordert er nicht, er hat eine einzigartige Gabe direkt auszudrücken, wie man das Lied singen muss. Er singt die Passagen vor und erklärt, was, wie anders gesungen werden muss, damit es noch besser klingt, seine unaufgeregte Pädagogik tut uns allen gut, ebenso wie die fachlich hohe Kompetenz des Kantors Alexander Müller, dem offenbar diesmal besonders an der klanglichen Fortentwicklung der Bass-Stimmen gelegen war.

Organisatorisch war außerdem alles bestens vorbereitet, hier gilt Susanne Pietruschka einmal mehr unser herzlichster Dank! Es waren für alle Chormappen und Getränke bereit gestellt, für Kinderbetreuung gesorgt, und…und…Lob gilt in dem Zusammenhang auch unserer „Team-Managerin“ Beate Rätz, sie wirkt eifrig im Hintergrund und ist quasi unser „Oliver Bierhoff“.

In Ilbenstad wurde aber nicht nur organisiert, gearbeitet, gebetet und gut gegessen, es wurde auch beim „Bunten Abend“ kräftig gefeiert, selbst gedichtetes Liedgut und Mummenschanz aufgeführt und weiter gesungen bis zum ….Stimmbruch! Es hat Spaß gemacht, weil sich ganz klein „Ich brech die Herzen der stolzesten Fraun“ bis übergroß „Lass mich dein Badewasser schlürfen“ mit Vorträgen eingebracht haben. Es soll sogar einzelne gegeben haben, die direkt vom Bunten Abend zum Frühstück übergegangen sind…

Lassen wir zum Abschluss doch unsere Chorleiterin Susanne Pietruschka, die sich mit allem Herzblut einbringt und der wir alles verdanken, selbst zu Wort kommen: ,,Mit dir, meinem Gott, überspringe ich Mauern.” , wir haben diesen Satz oft in einem unserer Lieder überzeugend und mit viel Inbrunst gesungen. Wenn uns als Chor oder persönlich Zweifel überkommen und sich die Frage der Sinnhaftigkeit unserer Bemühungen stellt, versucht Euch zu erinnern: In jeder Phase unserer Chorgeschichte hatten wir Mauem, die es zu überwinden galt. Nicht jede Mauer haben wir mit Hochsprung bewältigt. Das ist auch nicht notwendig. Eine Leiter oder ein Umweg führen auch auf die andere Seite und weiter vorwärts. ,,Gott hat sein Gesicht gezeigt” singen wir zu Weihnachten. Im Chor hat Er das Gesicht von Dir und mir, von jenen, die mitsingen genauso, wie von jenen, die im Hintergrund unterstützen. Doch in der Mitte unserer ganzen Bemühungen steht, wie ein Mahnmal in unserem Namen Maranatha festgehalten, unser Herrgott. Ich danke Euch, den Müttern, Vätern,· Eheleuten, Vielbeschäftigten, jungen Menschen, die Ihr gewillt ward, Euch von Euren alltäglichen Verpflichtungen, Mühen, Familie und Freunden loszureißen. Ich danke den Eltern, die ihre Kinder haben fahren lassen oder sie.gar begleiten. Ich danke auch sehr Alexander Müller und Rüdiger Schmidt, denen unser Wohlergehen sehr am Herzen liegen. Zusammen mit allen, die unserem Chor verbunden sind, können wir also unserem jährlichen großen Benefizkonzert zugunsten unserer Pfarrstiftung „Schmerzen Mariens“ entgegenfiebern und die Freude in das neue Chorjahr 2018 hineinnehmen, in dem wir ein kleines Jubiläum werden feiern dürfen: 10 Jahre Chor Maranatha oder anders gesagt: ,,Mit meinem Gott springe ich über Mauern”.

Dem ist wieder einmal nichts hinzuzufügen!

26.11.2017

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